Aktuelles Lexikon   MS-DOS

Das am weitesten verbreitete Betriebssystem für Personalcomputer heißt MS-DOS: MicroSoft Disk Operating System. Es ist von einem Hacker in knapp 6 Wochen geschrieben worden als CP/M-artige Betriebssystem für Intels 8088 Chip. Die Firma Microsoft kaufte 1981 die Rechte dafür und verkaufte eine Version an IBM als PC-DOS. Viele Hersteller begannen, IBM-kompatible Rechner herzustellen und haben dann auch MS-DOS verwendet.

Damit ist es faktisch das Standard-Betriebssystem für PCs geworden - und eines der Hauptbeispiele dafür, warum man Software nicht zusammenstoppeln sollte: es könnte mal ein Standard werden! Es wurden von Version zu Version weitere Eigenschaften angeflickt, die von anderen Systemen mehr oder weniger vernünftig abgeguckt worden sind. Dadurch ist es zu einem Mischmasch geworden, welchen in seinen Leistungsmöglichkeiten gehemmt ist. Aber weil so viel Software dafür vorhanden ist, wird es sicherlich noch lange bestehen.

Eine der Hauptaufgaben eines Betriebssystems ist die Verwaltung von Dateien auf einem Datenträger . Dateien können erzeugt, umbenannt und gelöscht . Eine rudimentäre Gliederungshilfe in Verzeichnisse und Unterverzeichnisse wird unterstützt. Es kann nur ein Programm zur Zeit auf dem Rechner laufen unter MS-DOS. Es gibt inzwischen Programme wie MS-Windows, die auf MS-DOS aufsetzen und versuchen einen Mehrprogrammbetrieb zu simulieren.

Es gibt aber immer wieder Probleme, besonders wegen der Speicherorganisation bei MS-DOS. Das Betriebssystem hat den Anspruch, immer aufwärtskompatibel zu sein. Das heißt, alle 8088 Programme unter MS-DOS können auch auf einer 8086, 80286, 80386 oder 80486er Maschine laufen. Der 8088er Chip hatte aber nur 8 Bit zum Adressieren von Speicherzellen, es gab also nur 64K (= 65536) verschiedene Zellen. Die Chips sind inzwischen mächtiger geworden, und können eigentlich viel weiter Adressieren. Aber wegen der Aufwärtskompatabilität kann dies nur auf Umwegen geschehen. Einigermaßen einfach geht es bis zur 640K Grenze - danach setzt ein kompliziertes Verfahren ein, um auf den erweiterten Speicher zuzugreifen. Manch einer kauft sich für teueres Geld viel Hauptspeicher, nur um festzustellen, daß ein Programm einfach an der 640K Grenze aufhört.

Da MS-DOS davon ausgeht, daß nur eine Person das System verwendet, gibt es keine Überprüfungen von Zugangsberechtigungen oder Schutz von einzelnen Dateien. Das ist besonders für den Schuleinsatz problematisch, da es einfach ist die Betriebsparameter zu verändern oder Dateien auszuspähen, zu löschen, oder unberechtigterweise zu kopieren. Aber wegen der großen Vielfalt von Lernprogrammen und Compilern für MS-DOS, und dem günstigen Preis für Rechner, die MS-DOS verwenden, sind sie weit verbreitet in die Schulen.


Literatur: didaktisch sehr gut aufbereitet ist "MS-DOS mühelos!" von Werner Küstenmacher, 1992 in SYSTHEMA Verlag erschienen.

Autor: Debora Weber-Wulff
Erschienen: C & U, Heft 11, 1993.