Veraltet! Siehe auch mein Site: http://plagiat.htw-berlin.de

Aufdeckung von Plagiaten :
Suchen im Internet für Lehrkräfte

Prof. Dr. Debora Weber-Wulff, FHTW Berlin
2001-08-02, Rechtschreibkorrektur 2002-07-31


Vorwort

Es ist ein sehr altes Problem: wie weist man als Lehrkraft nach, dass ein Lernender sich mit fremdem geistigen Eigentum schmückt? Dazu waren früher sehr gute Kenntnisse des Literaturumfeldes notwendig, sowie ein gutes Gedächtnis, um den Nachweis zu erbringen, dass etwas abgeschrieben worden war. Der Verdacht ist schnell geschöpft, aber nicht immer hat man so viel Glück wie ich einmal bei einer Diplomarbeit hatte: ich habe das Exemplar des Buches, von dem abgeschrieben wurde, in der Bibliothek gefunden — mit umgeknickten Seiten und mit den mit Bleistift unterstrichenen Passagen.

Heute, mit der Verbreitung des Internets, haben die Lernenden eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Texten, deren sie sich bedienen können. Und sie wiegen sich in der Sicherheit, dass ihre Lehrkräfte nicht die Fähigkeiten haben, geeignet im Internet nach der Quelle zu suchen. Somit bleibt das Referateschreiben sehr einfach — scheinbar. Es ist aber Zeit, dass wir als Lehrkräfte aktiv werden und alle verdächtigen Referate im Internet nachschlagen, damit wir unseren jungen Plagiaristen das Handwerk legen können.

Ich habe im Sommersemester 2001 in einem Fach Referate als Alternative zur Klausur schreiben lassen . 34 Studierende haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Ich habe beim Durchlesen der Referate die üblichen paar verdächtigen Werke gehabt, und habe wahllos noch welche hinzugenommen und diese fünf im Internet recherchiert. Ich wurde fündig, zwei Seiten einer Arbeit waren wortwörtlich im Netz zu finden, von einem anderen Autor. Ich griff einfach die nächste vom Stapel und mir stockte der Atem. Diese Arbeit war sogar von der Site www.hausarbeiten.de mit zwei Änderungen entnommen: Vornamen und Nachnamen des Autors.

Ich habe daraufhin alle Arbeiten recherchiert und bei 12 Arbeiten Passagen gefunden, die wortwörtlich von anderen Autoren stammten, ohne dass es geeignete Quellenangaben gab. Als ich meine Studierenden mit den Ergebnissen meiner Recherche konfrontiert habe, gab es die tollsten Ausreden:

In vielen Gesprächen mit anderen Lehrenden an Schulen und Hochschulen habe ich in der Tat eine große Unsicherheit bei den Lehrkräften festgestellt. So weiß man nicht genau, wie man vorgehen soll, um ein Plagiat mit Hilfe des Internets aufzudecken. Muss man alles eintippen? Wo tippt man was ein? Wie geht man überhaupt vor? Also habe ich beschlossen, diesen Aufsatz zu schreiben mit Hinweisen, wie man mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel aufdecken kann, bzw. Plagiate von vorne herein vermeidet.

1. Themenwahl

Beim Thema fängt es an: Wenn man es schaffen kann, ein sehr spezielles Thema zu vergeben, das vielleicht so noch nicht bearbeitet worden ist, dann erschwert man das Plagiat von Anfang an. Aber es gibt einige Grundthemen, die immer wieder vorkommen und die immer wieder bearbeitet werden müssen. Gerade solche Themen reizen die Lernenden sehr, aus Bequemlichkeit oder Faulheit sich der Worte Anderer zu bedienen.

Um ein Gefühl für die Art der im Internet erhältlichen Arbeiten zu bekommen, empfehle ich, einige der folgenden Web Sites aufzusuchen und das eigene Fach dort zu recherchieren, bzw. die geplanten Themen dort zu suchen.

Es scheint am Anfang fürchterlich viel zu sein, aber man wird bald sehen, dass viele dieser Datenbanken die gleichen Arbeiten beinhalten. Es ist empfehlenswert vor der Themenausgabe hier mal einen Überblick zu bekommen, welche Themen am wahrscheinlichsten sind.

2. Stilwechsel

Für mich ist der Stilwechsel mitten in der Arbeit ein bedeutsames Anzeichen, dass hier etwas "geborgt" worden ist. Wenn nach seitenlangen Rechtschreibproblemen plötzlich sehr flüssig Geschriebenes steht, das zudem reichlich den Konjunktiv verwendet, ist der Verdacht auf ein Plagiat gegeben. In englischen Texten kann es zum Beispiel einen Wechsel von Text, der laufend falsche Präpositionen verwendet, zu Text, in welchem immer die richtigen gewählt worden sind, geben. Andere Anzeichen können Formatierungswechsel sein: unterschiedliche Überschriftenarten, unterschiedliche Zeilenabstände oder Zeilenlängen, oder gar ein platter Schriftartenwechsel mitten im Text.

An der Wechselstelle suche ich mir einen Teilsatz heraus, vielleicht etwas mit einer Konjunktivkonstruktion, eine schöne Alliteration oder eine Phrase von vier bis fünf Wörtern mit mindestens einem Wort, das nicht sehr häufig vorkommt. Diesen Teilsatz gebe ich in unterschiedliche Suchmaschinen als "genaue Suche" ein. Oft geschieht dies dadurch, dass man den gesuchten Text in Anführungszeichen setzt: "der Schrecken aller Regalbauer". Ich verwende hierzu oft Suchmaschinen wie Google oder Fireball. Es gibt für deutschsprachige Texte auch eine sogenannte "Metasuchmaschine", die ihrerseits viele andere Suchmaschinen befragt. MetaGer verwendet eine andere Suchsyntax, und sein Rangieralgorithmus (danach wird die Reihenfolge der dargestellten Ergebnisse berechnet) ist eher ausgerichtet auf für eine Recherche nützliche Texte, aber man kann darüber auch Erfolg haben.

Hat man keinen Erfolg mit der exakten Textsuche, kann man auch Satzelemente, z.B. interessante Substantive, einfach hintereinander in das Fenster eingeben, das die Suchbegriffe aufnimmt. Dies hat den Vorteil, dass man auch Quellen findet, die zwar nicht wortidentisch sind, aber durch einfache Wortdrehungen abgekupfert sind. Man sollte mindestens einen recht seltenen Begriff dabei verwenden, sonst läuft man Gefahr Tausende oder Millionen von Suchergebnisse zu erhalten.

Ich versuche beim Lesen auch aufmerksam für Wörter zu sein, die ich selber zuerst einmal im Wörterbuch nachschlagen müsste, um die genaue Definition zu erhalten. Wenn ein Student, Englisch schreibend, das Wort "inculcate" verwendet, schaue ich erst mal im Webster's und dann im Internet nach. Und siehe da, dieses Wort wurde gerne vom Autor des Buches, welches besprochen werden sollte, verwendet und der umgebende Satz sowie drei folgende, waren wortwörtliche Zitate, leider ohne Quellenangaben.

Eine sehr interessante Variante entdeckte ich durch die Verwendung von einem einzigen zusammengesetzten Substantiv. Ich fand viele Seiten der Arbeit bei hausarbeiten.de, jedoch auf Deutsch und nicht auf Englisch, wie bei mir eingereicht. Der Student leugnete zunächst abgeschrieben zu haben, bis ich ihn mit der Quelle konfrontierte. Er erzählte dann, er habe die Ursprungsarbeit durch ein automatisches Übersetzungsprogramm geschickt, und das Ergebnis dann geglättet, bevor er es einreichte.

3. Orthografische und grammatikalische Fehler

Wer schon so faul ist, eine Arbeit zu übernehmen, ist oft auch zu faul, um eine Rechtschreibkorrektur vorzunehmen, obwohl das relativ einfach mit Programmen wie Word machbar ist. Daher sind interessante Verschreiber auch geeignete Suchbegriffe. Ich habe einen Fall gehabt, wo das Thema so allgemein war, dass es keine besonderen Begriffe gab, bzw. ich sehr, sehr viele Treffer bekommen habe. Aber als ich einige Wörter vor und einige Wörter hinter einem Verschreiber eingegeben habe, hatte ich nur einen Treffer - die Ursprungsquelle.

Verschreiber in Eigennamen sind auch gute Kandidaten, denn sie werden nicht durch Rechtschreibkorrekturprogramme gefunden. Wenn also manchmal von MacGregor und dann von McGregor die Rede ist, kann es natürlich die normale Nachlässigkeit eines jungen Studenten sein, aber auch ein Zeichen dafür, dass von mehreren Quellen etwas übernommen worden ist.

4. Spurensicherung

Wenn man etwas gefunden hat, muss man sehr schnell die gefundene Stelle dokumentieren. Es ist oft schwer eine interessante Stelle wiederzufinden, also setze ich immer einen Bookmark in meinen Browser, damit ich einfach wieder zurückfinden kann. Nichts ändert sich so schnell wie das Internet, Seiten können schnell wieder verschwinden, verschoben oder verändert werden. Ich drucke immer die entsprechende Stelle aus, entweder ganz oder nur die interessanten Seiten. Dazu stelle ich im Browser ein, dass die URL komplett in die Kopfzeile mit abgedruckt werden soll. Das erleichtert das Wiederauffinden enorm, wenn man z.B. in einem anderen Browser für Kollegen die Stelle auffinden muss, um weitere Zeugen für das Plagiat zu bekommen.

Es kann auch sein, dass der entdeckte Plagiarist gar nicht der Meinung ist, dass er etwas Falsches getan hat, und Beschwerde beim Prüfungsausschuss einlegt. Dazu ist es sehr wichtig, schriftliche Unterlagen einreichen zu können. Interessanterweise hat ein Student protestiert, dass nur 4 gefundene wortwörtliche Zeilen ohne Kennzeichnung bei 20 Seiten keine 5,0 rechtfertigen würde, höchstens eine Notenminderung. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses schaute daraufhin die Arbeit genauer an und fand selber eine ganze abgekupferte Seite. Es blieb bei der 5,0.

Jede Hochschule und jede Schule hat eigene Regeln, wie man mit Betrug umgeht. Das Spektrum reicht von Ermahnungen über automatisches Durchfallen bis hin zur Exmatrikulation. In den USA gibt es sog. "Honor Boards", die mit Studierenden besetzt sind, die solche Plagiatsfälle anhören. Da es dem Ruf der Schule schadet, wenn Studierende abschreiben, gehen solche Boards oft sehr hart, aber sehr gerecht vor und empfehlen durchaus, jemand zu exmatrikulieren. In Deutschland hat diese Aufgabe oft ein Ordnungsausschuss, der meistens während eines Studierendenprotestes erstmalig konstitutiert worden ist um Flugblattverteilen o.ä. an der Hochschule zu unterbinden. Diese Gremien bleiben oft in den Hochschulordnungen genannt, werden aber selten tatsächlich gewählt. Somit muss ggf. erst die Einsetzung des Ordnungsausschusses durch die Hochschulleitung angeschoben werden, bevor ein besonders schwerer Fall angehört werden kann.

Ich habe beim Entdecken der ersten beiden Plagiate im eingangs genannten Fall eine "Amnestie" ausgerufen: wer innerhalb einer Woche bei mir beichtete, abgeschrieben zu haben, durfte die Klausur mitschreiben und somit zu einer bestandenen Note in diesem Semester kommen. Alle, die ich fand und die nicht beichten, bekamen konsequenterweise eine 5,0. Meine Studierenden schrien natürlich auf, versuchten zu handeln, meinten, nicht gewusst zu haben, dass es verboten war, oder meinten es seien "nur ein paar Sätze" gewesen. Manche meinten, alles was im Internet ist, wäre frei nutzbar.

Manche haben einfach gewartet, denn sie hatten gehört, ich hätte nur 2 "erwischt" und sie wussten von mindestens einem, der gebeichtet hatte, also glaubten sie, die Chancen gefunden zu werden seien minimal. Irgendwie haben sie übersehen, dass ich angegeben habe, nun alle Arbeiten zu untersuchen. Da die Klausur bereits gelaufen war, blieb den so Erwischten nur das Warten auf das nächste Mal an dem dieser Pflichtkurs angeboten würde.

Ich bin bei den Auseinandersetzungen hart geblieben, habe immer wieder auf den Urhebergesetz hingewiesen, das sehr klar in seinen Bestimmungen ist, was erlaubt sei und was nicht, ist. Man kann auch den Hinweis geben, dass unter US Copyright sogar "derivative works", also abgekupferte Texte, auch dem Urheberschutz unterliegen.

Deutschland und Europa streben z.T. dieses schärfere Recht an. Eine recht nützliche Quelle für Studierende zu diesen Thema ist Brad Templetons "10 Big Myths about copyright explained", auf der Seite sind dann Links zu weiterführenden Informationen im Internet zum Thema Copyright.

Es ist sehr wichtig, dass die Lernenden den Umgang mit Texten anderer lernen und sich nicht mit fremden Federn schmücken. Daher muss es wirklich schmerzhaft sein, wenn sie erwischt werden, damit die Lehre sich tief in das Bewusstsein eingräbt. Eine 5,0 für eine Arbeit, die man sogar zu 90% selber geschrieben hat, wird lange in Erinnerung bleiben.


Ich hoffe, mit diesen Ausführungen Lehrenden geholfen zu haben, die nicht nur unter dem Internet leiden wollen, sondern es als Werkzeug verwenden wollen, um Plagiaristen auf die Spur zu kommen. Wenn jemand weitere Tipps oder Hinweise hat, würde ich mich über eine E-Mail an weberwu@fhtw-berlin.de freuen, damit ich diesen Aufsatz ergänzen kann. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir uns nicht geschlagen geben, nur weil das Internet so undurchdringlich erscheint. Wir sollten wenigstens Waffengleichheit haben: wenn sie suchen können, können wir das auch.

Diesen Artikel wurde in stark überarbeiteter Form in c't 01/2002 veröffentlicht.

Kommentare und Ergänzungen:

Norbert Kißler, Lehrer in Köln, hat mein der/die/das aufpoliert (ich bin Amerikanerin und habe damit noch große Probleme) - vielen herzlichen Dank!

Stephanie Kleinwegener bemerkt nach mein Artikel in "Spiegel-Online": "Vielleicht sollten Sie in Ihrem Artikel noch zusätzlich darauf hinweisen, dass man den Browser so einstellen kann, dass in der Kopf- bzw. Fußzeile nicht nur die Quelle, sondern auch das Datum der Suche abgedruckt wird. Darauf kann man sich dann ggf. bei Anfechtungen berufen." Eine ausgezeichnete Idee, ist hiermit getan!

Gerhard M. Buurman weist auf ein Link aus der Welt des Design hin: http://www.plagiarius.com/

Michael Franz von der University of California, Irvine bemerkt:
"Bei uns fliegen Abschreiber beim Erstversuch summarisch von der Universität. Kein wenn und aber. Und so etwas geschieht mehrmals im Jahr. Nur duch extreme Abschreckung kann das Problem unter Kontrolle gebracht werden.

Wir verwenden übrigens auch automatische Methoden, um Abschreiber bei Informatik-Übungen zu ertappen. Vielleicht möchten Sie eine Referenz auf das Tool "Moss" von Kollege Aiken in Berkeley anbringen - jede Hausaufgabe an unserem Department wird durch dieses Tool geschickt. Moss ist ziemlich gut, selbst wenn alle Variablennamen geändert werden und das Programm umstrukturiert wird, werden Plagiate immer noch erkannt. Auch das ist natürlich Abschreckung, denn die Studenten wissen das. http://www.cs.berkeley.edu/~moss/general/moss.html"

Ina Haarhoff von der Universität Leipzig berichtet von einer Hausarbeit mit scheinbar sinnlos unterstrichene Wörtern. Es stellte sich heraus, dass die Jura-Studentin die Arbeit aus dem Internet übernommen hatte, das Textverarbeitungsprogramm hatte die Verlinkung jedoch auch mit übernommen, was aber im Ausdruck komisch wirkte.

Ein sehr schöner Site (mit Lehrmaterial): http://bcs.bedfordstmartins.com/plagiarism/

Bernd Havemann (Studienseminar Lüneburg für das Lehramt für Sonderpädagogik) berichtet: Darf ich Ihnen zum Thema SPURENSICHERUNG noch einen Software-Hinweis geben? Eine einmal aufgefundene Internetseite kann dadurch gut gesichert und archiviert werden, dass man den ContentSaver nutzt - ein kleines Programm, das die Site speichert und später zum Offline-Browsen wieder bereitstellt (natürlich mit URL). Zum Luxus dieses Programms gehört dann u.a. noch, dass man in ihm Ordner anlegen kann, in denen man seine gespeicherten Sites ablegen kann, oder dass man mit einem Mausklick den Inhalt nach WORD importieren kann - dabei wird übrigens automatisch die URL und der Download-Zeitpunkt mit in WORD aufgenommen. Quelle: www.macropool.com"

John Birck erwidert: In Ihrer "Aufdeckung von Plagiat: Suchen im Internet für Lehrkräfte" geben Sie am Schluß einen Tip von Herrn Bernd Havemann zur Komplettsicherung einer Internetseite wieder - das von ihm empfohlene Produkt kostet freilich rund 50,-EUR, die nicht unbedingt nötig sind. So bieten

  1. die meisten Browser die Möglichkeit, eine Website zu speichern
    InternetExplorer>Datei>Speichern unter,
    Netscape>Datei>Speichern unter,
    Konqueror>Dokument>Speichern unter)
  2. Bei großen komplexen Seiten häufig sinnvoll ist der kostenlose "Httracker", normalerweise downloadbar unter www.httrack.com oder auf www.heise.de unter >Free- & Shareware, Suchbegriff "httracker".

[Variante a hat den Nachteil, dass die ursprüngliche URLs verloren gehen. - dww]

Andrea Görz, Lehrerin in Bruchköbel, berichtet:
Was ich als interessante Erfahrung beisteuern möchte ist die Diskussion nicht nur über copyright sondern auch über Bewertungskriterien zur Qualität von verwendeten Quellen.
Beispiel A:
Bei Links wie Hausaufgaben.de kann jeder alles veröffentlichen, was dazu führt, dass bei den von mir recherchierten Seiten zu einer Engl. Lektüre der Klasse 11 nicht nur die inhaltliche Qualität sehr zu wünschen übrig liess sondern auch die sprachliche. So fiel mir zunächst das Plagiat überhaupt nicht auf, da es einem recht ungelenken Schülerenglisch mit massenweisen Rechtschreib- und Grammatikfehlen entsprach. Erst als derselbe auffällige Fehler auch bei anderen auftrat wurde ich stutzig.
Beispiel. B:
Bei der Aufgabe ein film review zu schreiben, griffen Schüler auf die Besprechnungen von amazon.com zurück und dort auch nicht auf die editor's reviews sondern auf die customer's reviews und dort dann ausgerechnet auf solche von Nicht-Muttersprachlern.

[Also: auch wenn es Rechtschreibprobleme gibt, lieber doch noch mal nachschauen! - dww]

Klaus Meyer-Stoll, Gymnasiallehrer in NRW, hat eine Lerneinheit "Plagiat" (6 Seiten, .doc-Format) entwickelt, die für das Fach Politik an weiterführenden Schulen, Klasse 10, gedacht ist. Ich finde es ausgezeichnet und danke ihn, dass er es hergestellt hat!

Andreas Butz, Gymnasiallehrer,
stellt folgende Überlegungen an: "Besonders nach dem Abitur oder beim Jahresabschluss ist mir hin und wieder ehrlichen Herzens offeriert worden, dass die Schülerinnen und Schüler ernsthaft davon ausgegangen sind, Inhalte aus dem WWW einfach so (ohne Quellbezug) zu verwenden sei zwar anrüchig, aber nicht verboten. Dies hat mich sehr stutzig gemacht und dazu geführt, dass ich im Vorfeld großer Arbeiten nochmals explizit auf diese Problematik hinweise. Aber es ist leider nicht zu verleugnen, dass es auch oder gerade unter Lehrern Unsicherheit und Unkenntnis gibt, wie Plagiate zu entdecken sind und vor allem, wie man mit ihnen umgeht. Ganz offensichtlich sind Schülerinnen und Schüler manchmal doch nicht oder unzureichend über das Copyright informiert. Das Argument unaufmerksamer Schülerinnen und Schüler greift nach meiner Überzeugung zu kurz. Dies rührt zu einem nicht unwesentlichen Teil daher, dass manche Lehrer noch immer eine Abneigung gegen WWW und neue Medien hegen, sowohl als Anwender als auch in der Eigenschaft als Mentoren oder Korrigierende. Vorurteile, Technikverteufelung und pauschale Feindseligkeit gegenüber dem Computer spielen möglicherweise ebenso eine Rolle wie eine gewisse Trägheit (so will ich es mal nennen). Es wäre wünschenswert, wenn die eine oder andere Initiative zu einer besser informierten und motivierten Lehrerschaft angeschoben werden könnte.

Des Weiteren ist es aus meiner Erfahrung heraus sehr wichtig darauf zu drängen, dass in einer Fachschaft, an einer Schüle oder besser noch in einem Bundesland einheitliche und verbindliche Absprachen getroffen werden, wer, wie und wann welche Schüler zu diesem Thema unterrichtet und wie im Falle von nachgewiesenen Plagiaten verfahren wird. Für gewöhnlich schreibt man diese Aufgabe den Deutschlehrern zu. Jedoch habe ich erlebt, dass es hierbei ein solches Spektrum von Vorstellungen unter den Kollegen gibt, dass sich einige Herangehensweisen total unterschieden. Von "Ist ja nicht so schlimm!" bis zu sehr überzogenen Reaktionen habe ich alles kennen gelernt. Eine klare und für alle an einer Schule unterrichtenden Lehrer verbindliche Regelung (nach gemeinsamer Absprache) würde sicher zur besseren Akzeptanz auch unter den Schülern beitragen. Den teils unsachlichen Diskussionen mit den Schülern nach Bekanntgabe der abwertenden Bewertung könnte man dadurch auch argumentativ viel besser begegnen.

Mein Anliegen ist es, das Problem nicht nur von der Warte der Kontrollierenden zu sehen. Garantiert gibt es durchaus Abiturienten, welche hier ins offene Messer laufen. Gerade in der gymnasialen Ausbildung, als Vorstufe zum Studium, sollte dieses Thema sattelfest vermittelt und auch von den Kollegen angewandt werden. Das Versäumnis liegt dabei offensichtlich in der schulischen Ausbildung der Kinder und in der mangelnden Ausbildung (oder auch Fortbildung) der Lehrer. Daraus ergeben sich wichtige Anhaltspunkte, für Lehre und Ausbildung, welchen nachgegangen werden sollte."

Carsten Hinrichs, Universität Oldenburg, weist darauf hin, dass es nicht sein darf, dass alle Studierenden unter Generalverdacht stehen, bzw. dass man erst mal unbewiesen einen Verdacht äussert. Der Vorwurf eines Plagiats ist eine schwerwiedende Anschuldigung und muss auf jeden Fall nachgewiesen werden, bevor er geäussert wird. Es ist also unerlässlich, dass die Dozenten und Dozentinnen ausreichende Sicherheit im Umgang mit dem WWW erlangen, damit sie nicht falsche Verdächtigungen aussprechen.

Frank Möbus, Universität Göttingen, hat eine listige Strategie entwickelt: "Sehr viele Studierende bedienen sich der öffentlich zugänglichen Rechner in unserer Seminarbibliothek, um beispielsweise bei referate.de zu suchen und dann auch Hausarbeiten herunterzuladen. In der heißen Abgabephase von Hausarbeiten werfe ich gelegentlich einen Blick in die Rubrik "History" bei Netscape oder im Explorer (in neueren Browsern gibt es auch den Download-Manager) , um mir anzuschauen, was da so alles festgehalten ist - finde ich dort massive Spuren, schaue ich mir die Hausarbeiten mit dem entsprechenden Thema wirklich sehr genau an ...
Auch der Papierkorb der Rechner erweist sich übrigens gelegentlich als wahrhafte Fundgrube. Es ist schon ärgerlich, daß wir mittlerweile zu mißtrauischen Schnüffler geworden sind. Aber es hilft ja wohl nichts."

Siegfried Spolwig, Lehrer am OSZ Handel, Berlin, hat seine Erfahrungen als Opfer eines Plagiats dokumentiert und als Lerneinheit mit Aufgabenstellungen aufbereitet.


Noch drei besondere Nachträge aus 2002: