Berlin, Buchhändlerkeller, 26.1.95
Der schwitzende Dichter steht nach seiner Lesung am wackligen Pult und spendet den links und rechts anstehenden Menschen eine Tintenspur mit seinem und zum Teil ihrem Namenszug in den bereitgehaltenen neuen und alten Exemplaren des Dichters dünner Werke, damit sie bei der nächsten Party den Band hervorkramen können und ihn ihren sich langweilenden Gäste präsentieren können, diesen Beweis, einem nun berühmt gewordenen Mann zumindest einmal ganz kurz nah gestanden zu haben. Wenn alle bedient worden sind, tauscht der Dichter seine Brille um, packt die goldene, von seiner Mutter damals im heimatlichen Thüringen geschenkten Uhr in die Jeanstasche, zieht Mantel und Schal an, und geht hinaus in die deutsche Kälte, um seine Beobachtungen fortzusetzen.
Debora Weber-Wulff, Berlin