Nachtrag zum 28.5.98, IuKTb

Zur Problematik des Lehrveranstaltungsverhalten eines Zugs Medieninformatik

Ich habe versucht, meine Damen und Herren, Ihnen die Gedanken von Marshall McLuhan aus einer seiner Werke zu vermitteln. Wie immer waren sie dauernd dabei, kleine Gespräche mit Ihren Nachbarn abzuhalten. Wie immer, haben sich - oft mehrere - schon mitten im ersten Satz einer Abschnitt gemeldet. Wenn ich sie rannehme, kommen Kommentare und Fragen mit einer unglaublichen Aggression heraus.

Nach dem ich Ihnen mehrfach aufgefordert haben, Ihre Gespräche einzustellen, und mehrfach einfach gewartet habe, bis es ruhig wurde, war der Gipfel erreicht, als ein Kommilitone mich bat, einen Satz zu wiederholen, denn er habe nicht verstehen können, was ich sagte. Auch ich verstand - die Lautstärke nach - meinen eigenen Gedanken nicht, ich habe also meine Stimme start erhoben und die Gruppe angebrüllt, bitte Ruhe zu geben.

Danach setzte eine 35-minutiger Problematisierung dieses Verhalten ein. Beim reiflichen Überlegung bin ich noch zu folgenden konkreten Äusserungen gekommen, den ich Ihnen nicht vorenthalten will:

1. Nur, weil Sie mit einer Fernseher aufgewachsen sind (etwa gar davon erzogen worden sind?), macht Ihnen nicht zu Medienexperten. Es gehört zum Expertentum, daß Sie dazu in der Lage sind auch komplexere Gedanken Andere erfassen und analysieren können, um dann entweder Kritik zu üben oder der Gedanke weiterführen können.

2. Vielleicht ist es zum Teil Schuld der Schulen, die glaubten, Ihnen zu Kritik zu erziehen, Ihnen aber nur das Meckern beigebracht haben. Es gehört zum Kritisieren (die ja nach seiner Griechischen Ursprung sowohl positive als auch negative Aspekte beinhaltet) erst mal das Verstehen. Wenn Sie nach dem ersten Soundbite noch nicht verstehen, sollen Sie nicht gleich losmeckern, sondern Ihren Ohren und Gehirne anstrengen, um die vielleicht verwickelten Gedankengänge folgen zu können. Genau das ist es, was Postman befürchtet hatte - ein Volk wächst heran, zum Diskurs über komplexen Themen unfähig.

3. Es gehört nicht zum Wesen einer Vorlesung - seminaristisch oder nicht - daß jeder seinen Senf zu jeden Thema einbringen kann. So könnten wir maximal drei Gedanken pro Sitzung schaffen, etwas wenig. Vor allem sollten Sie die Beiträge der anderen zuhören, und versuchen sich darauf zu beziehen, darauf aufzubauen. Ich fürchte, Sie verwechseln unseren Veranstaltung mit einer Stammtisch. Unseren Ziel ist es nicht, Sie alle Glücklich zu machen, daß sie von den Leidensdruck Ihre Gedanken befreit werden, in dem Sie sie loswerden können, entweder öffentlich oder mit Ihrem Nachbar. Unseren Ziel ist es, Wege aufzuzeigen, denen Sie folgen können, wenn Sie sich weiter mit den Themen der Informations- und Kommunikationstheorie beschäftigen wollen.

4. Ich bin nicht zum unterhalten da, um die komplexen Gedanken mundgerecht aufzubereiten. Ich möchte Ihnen dazu provozieren, nachzudenken, und Sie neugierig auf die Gedanken Anderen zu machen. Sie sollen Ihren liebgewonnenen Vorurteile in Frage stellen, um dann entweder daraus befestigt hervorzugehen, oder vielleicht eine andere Meinung zu entwickeln.